Irland 2001

(ausführlicher Reisebericht weiter unten)

1. Teilnehmer kommen zu Wort und erzählen aus ihrer Sicht:  

"Eine Art Bilanz der Irlandreise" 

Da der Vorschlag, den Bericht mit „großen“ Buchstaben zu schreiben, abgelehnt wurde, muss ich nun doch etwas mehr zu Papier bringen als vorgesehen, nämlich: ein großes Dankeschön an die Organisatoren und alle Beteiligten, die zum Gelingen dieser Reise beigetragen haben.

Über Wetter wird meist gesprochen wenn man kein anderes Thema hat, was bei uns nicht der Fall war. Kurz gesagt, wir hatten jederzeit die richtige Kleidung an und somit keine Wetterprobleme. Das Wetter war immer schön.

Zu den „Drivern“ muss gesagt (gelobt) werden, dass sie es geschafft haben, uns tausende Kilometer über Stock und Stein, auf schmalsten Wegen (Straßen) – und das auf der falschen Seite -  doch immer richtig zu machen. Sie haben keine Mühe gescheut uns an die schönsten Sehenswürdigkeiten – die von unserem Standort aus erreichbar waren – zu kutschieren; und das war manchmal ganz schön weit, wenn man es in Kilometern misst.
Ergo: planen in Meilen, fahren in Kilometern. Wie gesagt so war es möglich viele schöne Landschaften und interessante historische Stätten zu sehen. Es wird wohl eine Weile dauern bis diese Eindrücke aufgearbeitet sind und dann, anhand der Bilder und Aufzeichnungen, diese schöne Zeit in Erinnerung bleibt.

Ja, das Essen hätte ich fast vergessen. Sollte jemand hungrig geblieben sein, ist er selber schuld, denn die Ernährung hat prima geklappt. Unterwegs sowieso, da schmeckt das Butterbrot mit Wurst besser als zuhause Pasteten (und das stehend!)

Mit dem Wohnen kann man auch zufrieden sein, die Betten waren sehr gut, nur manchmal zu kurz genutzt. Mit den irischen Schlossgeistern gab’s Probleme, die in den Rohrleitungen ihr Unwesen trieben und nachts störende Geräusche verursachten. Dank unseres Kochs aber, der als Maschinist die Sache in die Hand nahm, wurde das Problem gelöst und so hatten wir immer warmes Wasser (auch heißes) und das sogar am (im)  Klo – Irischer Luxus!

Auch in der Gruppe gab es keine besonderen Vorkommnisse. Es ist keiner verloren gegangen (nur fast) und vermehrt haben wir uns auch nicht.

Mir hat ein wenig gefehlt, dass ich meinen Zweitberuf als Hordar  - auch Hamal -  nicht ausüben konnte.

Keine Namen genannt?? Anzunehmen, dass jeder weiß wer gemeint ist.

So geht nun auch dieses Abenteuer zu Ende und wir sind dankbar, dabei gewesen zu sein.

P.S. „Der Mohr hat seine Pflicht getan!“ zwei Seiten sind voll – auch kleingeschrieben -. Adje!

Roland

 

 

 

 


"Irland ist..."

 

Wo die Kühe friedlich weiden,

Schafe keinen Hunger leiden,

wo die Straßen viele Ecken

und die Schilder sich verstecken...

 

Wo ein roter und grüner Kleinbus fahren,

am Steuer Klaus-Dieter und Heidi, gewieft und erfahren;

sie sorgen, dass alles vorzüglich sei.

Das Fahrziel, die Pausen, die Schlemmerei...

 

Wo am Zielort hohe Steine,

schön verziert und ganz alleine

irische Geschichte schreiben;

man möchte schauen, staunen, bleiben...

 

Wo hinter hohlen grünen Gassen

„Castles“ versteckt und ganz verlassen

von einstigem Glanz und Ruhm erzählen –

wir müssen uns über holprige Straßen quälen...

 

Wo biblische Geschichten in Stein gehauen

Am Hochkreuz heut’ die Besucher erbauen,

die einst den Menschen den Glauben lehrten

und ihn zum Christentum bekehrten...

 

Die Gegenwart lässt diese Zeugen kalt,

sie sind schon tausende Jahre alt

und werden noch tausende Jahre stehn.

Und viele werden noch vorübergehn...

 

Wo Fuchsien rot an Hecken träumen,

Montbretien golden die Wege säumen,

Erika blassrot die Wiesen schmückt,

sich zwischen gelben Ginster drückt...

 

Wo Schafe die Straßen plötzlich queren,

die Kühe darauf nach Hause kehren

und der Fahrer geduldig warten muss –

für Urlauber ein erfreulicher Genuss...

 

Wo an jeder Straßenecke und oft auch dazwischen

Das Guinness tut aus den Zapfhähnen zischen,

den Besucher erfreut, aus nah und fern,

den heißen Durst kühlen hier alle gern...

 

Wo unser Quartier am „Roten See“

Lough Derg genannt bei Dromineer

Und der Shannon gemächlich vorüber fließt

Bevor er sich in den Atlantik ergießt...

 

Und wer meint, er wisse von Irland mehr

darf gerne ergänzen, ich bitte sehr,

darf Jahreszahlen und Namen nennen,

ich wollte das nicht, muss es ehrlich bekennen.

 

Ingeborg Graef (07.09.2001)

 

 

 

 

„Die Welt ist ein großes Buch. Wer nicht reist, liest nur die erste Seite.“

 

Einmal um die ganze Welt und die Taschen voller Geld. – Wer träumt schon nicht davon? Diesmal führten uns Heide und Klaus-Dieter an den Rand Europas nach Irland. Eine Insel, auf welcher wir fast täglich in ein vergangenes Zeitalter versetzt wurden durch die uralten Abteien und Klosteranlagen, welche wir besichtigen durften. Die malerischen Kleinstädte, die farbenfrohen Gärten und Heidelandschaften und nicht zuletzt die großartigen Küsten des Atlantischen Ozeans, geformt durch den warmen Golfstrom, werden bei uns allen sicher ein unvergessliches Erlebnis bleiben.

Oft sind es allerdings, selbst auf einer längeren Reise, kleine, alltägliche Ereignisse, welche sich in unsere Erinnerung eingraben, wie z.B. der erste Abend an „unserem See“ Lough Derg. Wo eine Schwanenfamilie in der Abenddämmerung bei untergehender Sonne ein wunderschönes Bild darbot.

Was mich in Irland am meisten beeindruckt hat?

Erstens: Der BURREN, ein Kalksteinplateau im Norden von Clare und

Zweitens: eigentlich alles andere was wir gesehen haben auch!

Was den Charme Irlands ausmacht? Die Farben und Formen der Landschaft, die so schnell wechseln können, dass man aus einem Staunen in das andere fällt.

Zum Abschluss wünsche ich uns allen für jeden Tag neben weniger schönen auch positive Erlebnisse, mögen wir verliebt bleiben in diese Welt, „trotz“ dieser Welt.

 

Elly Adleff

 

 

 

 

"Irland 2001"

 

11 Leute haben sich hier eingefunden

das Land der Iren zu erkunden.

Als erstes gab’s den Linksverkehr;

die beiden Fahrer taten sich nicht sonderlich schwer.

Das Ferienhaus in Dromineer

gefiel uns wirklich allen sehr.

Es war zwar nicht alles ganz perfekt

die Dusche war anfangs schon defekt.

Der Wasserschwall bescherte schlaflose Stunden,

der Installateur hat uns nach zwei Tagen der Sorgen entbunden.

Wir fuhren durch Irland die Kreuz und die Quer

gesehen haben wir nicht nur die Landschaft am Meer.

Kulturgeschichten seit 9000 Jahren

unseren Wissensstand bereichert haben.

Die Mischung ist auch hier geglückt,

jeder hat sich das Seine herausgepickt.

 

Mit finstrer Miene sitzt Gunther am Frühstückstisch,

das frühe Aufstehen behagt ihm nicht.

Zwei Stunden Schlaf im Auto sodann

bringen ihn wieder auf Vordermann.

 

Harald – der Große – er ist oft am Essen

hat hier in Irland sein Latein vergessen.

Im Heritage Park haut er sich die Birne an –

erinnert es ihn wohl wieder daran?

 

Vorsorglich und mit Bedacht

hat Elly Dill und Pfefferkraut aus Augsburg mitgebracht.

Sie bekocht uns ganz feudal,

besser geht’s nicht mal im 5 Sterne Lokal.

 

Im zweiten Auto wird viel gelacht,

Heinz hat wieder eine Pointe angebracht.

Das Guinness ist bei ihm nicht so beliebt,

er lieber das hellere Ale vorzieht.

 

 

Den Aufenthalt in Kilkenny

vergisst die Mea sicher nie!

Weil sie mit ihren Blicken an den hübschen Häusern hing,

sie doch glatt beim Parkhaus verloren ging.

 

Mit der Fototasche in der Hand

streift die Ingeborg durch’s Land.

Immer auf der Suche nach den besten Motiven,

wählt sie gleich zwischen drei Objektiven.

 

Den Karl, den macht es ganz verdrossen,

kommt zwischen Klaus-Dieter und Heidi ein anderes Fahrzeug geschosen.

Ansonsten ist er ganz vergnügt,

wenn’s Geschichten von früher zu erzählen gibt.

 

Anneliese ist stets zur Stelle

braucht man Hilfe auf die Schnelle.

In Portumna im Schloss-Küchengarten

kann sie mit fundierten Kenntnissen aufwarten.

 

In den Pub sieht man den Roland eilen,

am Abend, nach vielen abgefahrenen Meilen.

Denn nur hier – und das ist wirklich wahr –

machen 1, 2 Guinness seinen Kopf wieder klar.

 

Doch hier ist er nie ganz allein;

Klaus-Dieter begleitet ihn, wer könnt’s auch anderes sein.

Im Pub verschwinden dann die Bilder

der oftmals fehlenden Straßenschilder.

 

Die Heidi tut sich mit dem Schalten schwer,

vor allem der Rückwärtsgang vermiest ihr das Fahren sehr.

Gleichwohl hält sie sich wacker hintendrein

Und quatscht per Funk auch mal mit rein.

 

Meine Reime sind nun zu ende gebracht,

ein jeder wurde hier bedacht.

14 wunderschöne Tage

waren’s hier, ganz ohne Frage.

 

Heidi Graef

 

 

 


Reisebericht

 

25.08.2001

Klaus steht bereits 4.52 Uhr auf, nachdem er während der Nacht wiederholt seine Armbanduhr konsultiert hatte. Viertel nach fünf sitzen dann alle acht (die Augsburger sind seit halb fünf und die Traunreuter seit halb sieben am gestrigen Tag da) fertig angezogen beim Frühstück. Und dann sind wir alle auch viel zu früh fertig. Eigentlich wollten wir uns erst um 8 Uhr am Flughafen in Stuttgart treffen. Nun aber werden wir bereits um 6.36 Uhr mit der S-Bahn fahren uns sind dann kurz vor halb acht da. Wie ich’s mir gedacht hatte, befinden sich Anneliese und Roland bereits am verabredeten Treffpunkt. Und ein Viertelstündchen später trifft auch Mea ein. Jetzt ist unsere Reisegruppe komplett und wir können unsere diesjährige Tour mit Ziel IRLAND angehen.

Erstmals werden wir mit Sabena fliegen, da uns hier die günstigsten Tickets angeboten wurden. Unser Gepäck sind wir bald los und dann marschieren wir zum Terminal. Bei der Kontrolle piepst es bei dem einen und anderen, aber wir kommen gut durch. Eine knappe Stunde Wartezeit – pünktlich 8.55 Uhr beginnt das Einchecken – vergeht rasch. Die Maschine  ist nicht mal zu einem Drittel belegt. Bis auf Roland und Anneliese, die im Heck Logis bezogen haben, sitzen wir alle beieinander in der ersten Klasse (aber ohne den Zusatzservice versteht sich)! Irgendwie wurden wir vermutlich gewichtsmäßig im Passagierraum verteilt. Bereits 9.20 rollen wir zur Startbahn und 9.26 Uhr heben wir ab in einer Maschine von Typ Airbus A 319. Unmittelbar nach dem Abheben gibt es Käsevollkornbrötchen und warme Minicroissants. Erstes Ziel ist Brüssel, der Heimatflughafen von SABENA, wo wir auf unseren Anschluss nach Dublin warten werden. Bereits nach 40 Minuten Flug senkt sich die Airbusschnauze und wir setzen zum Landeanflug an. Es bleibt aber immer noch genügend Zeit, um sich Gedanken über die Fahrzeuge zu machen, die wir in Dublin in Empfang nehmen werden. Gedanken die bereits in der Nacht kamen. Wie war das noch mal: Steuer rechts, fahren links; Schalten links, Blinker rechts? Au weia!!!

12.45 German time (11.45 Irish time) Gerade eben haben wir unser 2. Vesper hinter uns (Sandwich + Butterkeks + Kaffee/Tee). Leider gab es kein warmes Mittagsessen.

Auf dem Flug von Stuttgart nach Brüssel haben die uns doch glatt um eine halbe Stunde Flugzeit betrogen; wir landeten schon 10.15 Uhr. Und das der Brüsseler Flughafen riesig ist, durften wir auch am eigenen Leib erfahren, wir sind nämlich fast die gesamte Länge durchmarschiert. Dabei spielten wir ein lustiges Ratespiel: von welchem Gate fliegen wir ab nach Dublin? Auf unseren Tickets stand Gate B 28. Auf einem der ersten Monitore lasen wir B 15 (dort startete jedoch ein Flug nach London). Bei B 28 angekommen hieß es: Flug nach Glaskow. Also wurde wieder ein Monitor konsultiert. Dort stand jetzt B 10. Wir also wieder zurückgedackelt und jetzt waren wir richtig. Man machte uns darauf aufmerksam, dass der Flug von Gate B 34 hierher umgeleitet worden sei! Hä??

Wie dem auch sei, nun hocken wir hier – diesmal ziemlich beengt -  in einer Bae 146 der irischen Air Lingus (die mit dem grünen Kleeblatt). Und Verspätung gibt’s auch jede Menge. 11.25 sollte der Abflug sein. 11.35 Uhr bewegen wir uns gerade mal ein paar Zentimeter und erst gegen 12.00 Uhr heben wir ab. Nach 1 Stunde und 15 Minuten Flugzeit beginnt auch schon der Sinkflug. Zwischenzeitlich erhaschen wir einige Ausblicke auf den südlichen Teil der Nordsee, den wir überfliegen, sowie ganz selten über Londoner Gebiet etwas Landschaft. Ansonsten herrscht geschlossene Wolkendecke vor.

Die Landung verläuft sehr sanft. Hier scheint es vor kurzem noch heftig geregnet zu haben. Aha, das typisch irische Wetter (laut Reiseführer) heißt uns willkommen.

Wir werden mit dem Shuttle vom Flugzeug abgeholt und laufen anschließend durch endlose Gänge zur Gepäckausgabe. Auch hier werden wir schnell abgefertigt und ab geht es zur AVIS – Vermietstation . Hier stehen viele Leute am Schalter und wir müssen uns gedulden. Vom Schalter werden wir rausgeschickt, der Fuhrpark ist nicht weit entfernt und die komplette Mannschaft läuft mit Gepäck (tragend, ziehend, rollend) hinüber. Relativ rasch sind wir im Besitz von zwei Minibussen. Klaus hat einen roten Mercedes Vito (Kennzeichen 00-D-61214) und ich einen weißen VW Caravelle. Das Gepäck wird verstaut, die Insassen inklusive. Wir machen uns mit den Fahrzeugen vertraut und dabei stellen wir fest, dass mein linker Außenspiegel hinüber ist. Kurze Konsultation mit einem Mitarbeiter von Avis ergibt: Bus tauschen, der Spiegel lässt sich nicht richten. Jetzt stehen jedoch jede Menge Leute am Schalter und der Ersatzbus ist erst unterwegs. Es wird ein grüner Toyota Hiace (Kennzeichen 99-D-33769). Gepäck und Leute werden umquartiert und ab geht es. Die Ausfahrt vom Flughafengelände ist schon mal sehr eng (so machen wir uns gleich mit der Fahrzeugbreite vertraut), aber recht bald sind wir nach 2 roundabouts (sprich Kreisverkehr) auf der Autobahn M1. Die Ausfahrt auf die M50 verpassen wir dummerweise (Harald leitet Klaus, der vorne fährt, in die Irre). Nach einem gekonnten Wendemanöver und zwei Zusatzmeilen sind wir dann aber bald wieder auf der richtigen Spur. Nach weiteren Kreisverkehren - die gibt es hier in endloser Zahl – landen wir schließlich auf der N 7, die uns über viele Meilen nach Nenagh führen soll und dies auch tut. Zeit sich mit dem völlig neuen Fahrgefühl vertraut zu machen. Klaus hat Gott sei Dank ein Automatikgefährt. Mein Bus ist mit Schaltung, die mir aber – vielleicht wegen der Linkshändigkeit – wenig Probleme macht. Einen kurzen Zwischenstop gönnen wir uns bis Nenagh. Wir fahren bereits vor dem Ort von der N 7 ab auf eine älter Einfahrtstraße. Hier finden wir irgendwann auch das  Einkaufszentrum O’Connors, das zumindest eine von uns nie wieder vergessen wird. Wie sich erst später herausstellen wird, verliert Ingeborg hier ihre Geldbörse mit EC-Karte und 200 Irischen Pfund. Noch ahnen wir bei unserem Supereinkauf nichts von dem Unglück und steuern Dromineer an, das über extrem schmale Straßen zu erreichen ist. Es erfordert höchste Konzentration und Zentimeterarbeit, nach 7 bis 8 km ist es jedoch geschafft. Wir werden sehr nett empfangen und die freundliche Miss beim Empfang ist auch sofort hilfsbereit mit verschiedenen Telefonaten zur Hand, als sie von unserem Missgeschick erfährt. Wir erhalten ein tolles Doppelhaus in der Ferienhaussiedlung am Lough Derg (ein See, durch den der Shannon durchfließt), die Zimmer werden aufgeteilt und bezogen und schließlich finden sich alle zum Nudelessen ein. Tisch und Sitzbänke, sowie Geschirr und Gedecke werden aus dem Nachbarhaus herübergebracht, so dass wir alle zusammen sitzen können.

Nach einem schönen Abendspaziergang (die Schwanenfamilie gab es als Zugabe im Dämmerlicht) und einem weiteren Desaster im Haus Nr. 9 (die Dusche lässt sich nicht abschalten, so dass das Wasser die ganze Nacht durchrauscht) fallen wir alle zwischen 22.30 – 23.30 Uhr ins Bett.

115 Meilen (185 km)

 

26.08.

Heute wollen wir es ganz gemütlich angehen lassen, schließlich muss der gestrige Tag noch verarbeitet werden. Um sieben stehen wir auf und eine starke Stunde später gibt es üppiges Frühstück. Nugat und Marmelade sowie diverse Kuchen wurden noch von daheim mitgebracht.

Wir haben ganz herrliches Wetter und so laufen wir alle zum See, an dem heute ein Jugend-Dingi-Rennen ausgerichtet wird. Wir genießen herrliche Ausblicke: die weißen Segel der Dingis spiegeln sich im See, die Schwanenfamilie zieht auch wieder vorbei. Nachdem Klaus noch wegen der Dusche bei Frau Snyders (der Besitzerin der Anlage) vorgesprochen hat (die wird erst morgen repariert, da heute Sonntag ist) fahren wir 11.45 Uhr auf Nebenstraßen am Lough Derg entlang bis Ballina – Killaloe. Hier besichtigen wir die romanische St. Flannan’s Cathedral von 1185 mit dem schönen Portal (einer älteren Vorgängerkirche) und dem Wikingerstein. Gleich nebenan auf dem Friedhofsgelände verteilen sich im Nu die Fotographen, gibt es doch schon hier einige Hochkreuze, sowie vor allem das kleine Kirchlein St. Flannon’s Oratory mit originalem Steindach (11. Jh). Roland erhält derweil glücklich in einem kleinen Laden Ersatzbatterien für seinen Fotoapparat. Nach einem kleinen Vesper am Shannon setzen wir unsere Fahrt auf der N 7 nach Limerick fort.

Der Besuch der Stadt ist etwas enttäuschend. Wir finden einen Parkplatz in der Nähe des King John Castles. Letzteres besichtigen wir jedoch nicht (Museum), da wir ansonsten keine Zeit mehr für einen Rundgang hätten. In der „Englisch Town“ laufen wir zur St. Mary’s Cathedral (12. – 15. Jh.), die leider, leider aus unbekannter Ursache geschlossen ist. Über die Mathew-Bridge gelangen wir in die „Irish Town“ und steuern hier zielstrebig die St. John’s Cathedral (1856 – 1894) an, die mit 84 m den höchsten Kirchturm Irland besitzt. Auch die Innengestaltung des Kirchenraumes ist sehr ansprechend. Über den denkmalgeschützten St. John’s Square queren wir diesen Stadtteil, gelangen ans andere Ufer des Shannon, vorbei am Treaty Stone (Stein des Verrats von 1691) und beenden den Rundgang nach der Thomond Bridge erneut beim King John’s Castle.

Nachdem wir am Parkplatz den Obolus von 2 Pfund für beide Fahrzeuge entrichtet haben, begeben wir uns schnurstracks auf die N 7 zur Heimfahrt. Daheim tritt eine fleißige Helferschar an, um die „Kartoffeltocana“ mit dazugehörigem Salat zu bereiten. Wir stellen zufällig noch rechtzeitig fest, dass das gekaufte Fleisch in irgendeiner Form gepökelt ist, obwohl das rein optisch nicht feststellbar ist. Es wird gleich in fünf Töpfen gekocht. Und es schmeckt auch allen, schließlich haben wir nach diesem Tag einen Mordshunger!!!

Im Festzelt nebenan läuft derweil die Prämierung der Dingiregatta.

Wir gehen früh zu Bett, da wir morgen noch Größeres vorhaben und früh aus dem Bett müssen. Es ist schönes Wetter angesagt und das wollen wir ausnützen.

Und jetzt hätte ich doch beinahe vergessen anzuführen, dass bereits gestern der Pub ausfindig gemacht wurde, in dem Abend für Abend einige unserer Truppe für ein Weilchen verschwinden um sich ein Guinness zu genehmigen.

66 Meilen (106 km)

 

27.8.

6.00 Uhr (Karl patrouillierte schon eher vor dem Haus, da die Türe abgeschlossen war)  treffen wir uns am Frühstückstisch, der bereits gestern gedeckt wurde. Der Kaffee ist schon fertig (immer diese Frühaufsteher!) und das Teewasser ebenfalls. Erneut wird erzählt und so kommt es, dass wir statt 6.30 Uhr erst 6.47 Uhr abfahren. Draußen hat es heiße 4°C und Heidi braucht eine Weile bis ihr Wagen klar Schiff ist, da alle Fenster angelaufen sind.

Heute wird der Ring of Kerry angepeilt, angeblich die schönste Panoramastraße Irlands.

Die Strecke bis Limerick bleibt die Gleiche -N7- wie gestern auf der Heimfahrt. Der Morgennebel drapiert sich malerisch in den Tälern und wir genießen herrliche Ausblicke in der Morgensonne. Die Fahrt zieht sich trotzdem elend lang hin bis wir uns durch  unendliche Kreisverkehre in Limerick winden und dann über die N21 und N22 nach Killarney, dem Ausgangspunkt für den Ring of Kerry, kommen. Geschwind wird in einem kleinen Laden frisches, noch heißes Brot, Rosinenbrötchen und Sonstiges für ein Picknick eingekauft und dann geht es via N71/N70 Richtung Kenmare. Die Landschaft ist einmalig, fast hochgebirgsmäßig mit weiten Hochebenen. Bald begleiten uns auch Palmen, Agaven, Ginsterbüsche du unzählige Monbrethien (eine orangegelbblühende Lilienart). Der Golfstrom macht sich bemerkbar! Und allenthalben weiden Kühe und am Rücken buntbemalte (Kennzeichnung) Schafe.

Bei Kenmare mündet der Kenmare River in einem weiten Trichterdelta in den Atlantik das sich in eine richtige Bay ausweitet. Als wir auf den Atlantik stoßen, läuft uns prompt eine hübsche Sandbucht (White Sand Bay) über den Weg. Es ist eh kurz nach 12 Uhr und da es vorher nur ein Rosinenbrötchen gab, ist jetzt Vesper angesagt, sowie für Mea, Klaus und Harald ein erfrischendes Bad. Letzterer, der Unglücksrabe, tritt in eine stachliges Meeresgetier und hat danach eine knappe Stunde mit den Folgen (leichte Lähmungserscheinungen, Brennen im ganzen Bein) zu kämpfen.

13.10 Uhr geht es gestärkt weiter. Wir fahren die Runde im Uhrzeigersinn (wie in einer schlauen TV-Sendung empfohlen), uns kommen auf der sehr beengten Fahrbahn viele Busse entgegen, aber kein einziger ist vor uns und wir können unser Tempo, bei freier Sicht, selber bestimmen.

Dank der lausigen Beschilderung fahren wir am Staigue Fort (Steinring aus der Steinzeit) vorbei. Nirgendwo ein Hinweis! Die Panoramastrecke zieht sich nur über kurze Distanzen direkt an der Küstenlinie hin. In Glenbeigh sehen wir ebenfalls nichts von dem empfohlenen Museum. Dafür genießen wir heute Natur pur! Nach Glenbeigh bietet die Landschaft nichts Spektakuläres mehr. Allerdings können wir hier im Norden der Iveragh Halbinsel bis zur Dingle Halbinsel rüberblicken.

Über Killorglin und Tralee – Limerick geht es wieder heimwärts. Unterwegs wird in einem Store jessesmäßig Nachschub fürs leibliche Wohl gebunkert.

Durch Adare (einem netten Städtchen mit malerischen Reetdachhäusern) fahren wir durch. Hoffentlich wird es uns nicht noch leid tun, dass wir hier keinen Fotostop gemacht haben, denn es herrschen geradezu ideale Lichtverhältnisse.

Heidi macht noch einen Schlenker über Nenagh um Brot zu kaufen und dann geht es ans Abendbrot: Reste der „Kartoffeltocana“, sowie Eierspeis mit Schinken. Derweil suchen drei der Männer das gestern bereits kennen gelernte Pub auf, um sich ein Guinness (oder zwei??) zu genehmigen. Sehr fröhlich erscheinen sie darauf wieder bei uns.

Eine Feststellung treffen wir heute dann doch noch: und zwar, dass ab und an der Kanalisation etwas unangenehme Düfte entweichen. Wetterabhängig? Dann heißt es schnell Türe und Fenster zu!

Da der Tag nicht ohne war verziehen sich alle gegen 22 Uhr.

306 Meilen (492 km)

 

28.08.

Das Fahrerduo sollte auch heute eine unruhige Nacht verbringen. Zwar wurde der Boiler gestern in Ordnung gebracht, da dass das heiße Wasser nicht mehr durchrauschte, doch dafür kochte es dann im Behälter über dem Schlafzimmer und schwappte dadurch geräuschvoll hin und her. Erst der Aus-Knopf brachte eine Weile später Ruhe .

Da wir das weiterhin schöne Sonnenwetter ausnützen wollen, visieren wir für heute den Burren, eine bizarre Felslandschaft, erneut im Westen des Landes an. Heute gibt es Frühstück zu humaner Zeit, Gunther schaut nicht ganz so grimmig aus dem Schlafanzug. Um 8 Uhr ist dann Abfahrt, irgendwie kommen wir später in die Gänge bis die Brote gestrichen und das Vesper verpackt ist.

Diesmal geht es rechts am Lough Derg vorbei Richtung Norden über die N52 und N65 nach Portumna  und die R353 nach Gort. Hier folgen wir der Schnellstraße bis Kilcolgan um dann links auf die N67 abzubiegen. Das Dunguaire Castle, das sich laut Karte hier irgendwo rechts befinden soll, treffen wir dann allerdings erst in Kinvarra an. Es handelt sich um ein befestigtes Turmhaus aus dem 16. Jahrhundert. Natürlich kann es auch innen besichtigt werden, gegen entsprechenden Obolus. Das scheint uns aber die Sache nicht wert zu sein, im Reiseführer steht auch nichts darüber und außerdem werden die Touristen busweise hier angekarrt.

Also nix wie weg und weiter auf der Straße bis Ballyvaughan, wo wir auf die R480 links abzweigen. Die Aillwee Cave lassen wir im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und weiter geht es durch eine steinige Mondlandschaft. Natürlich sind Fotostops drin bis wir an einem unserer gesetzten Ziele, dem Poulnabrone Dolmen ankommen.

Zunächst reihen wir uns hinter den parkenden Autos am Straßenrand ein und dann wundern wir uns mordsmäßig über die geschäftstüchtigen Iren. Der Dolmen steht mitten in einem Steinfeld und dieses ist von der Straße von einem Stacheldrahtzaun abgegrenzt. Vor dem Zugang, einem geöffneten Gatter, steht ein museumswürdiges Fahrzeug und daneben hockt sein nicht minder museumsreifer Besitzer und grüßt freundlich jeden Besucher. Ob dieser Freundlichkeit zahlen auch wir ihm 3,50 Irische Pfund für alle zusammen beim Weggehen. Wir sind am Überlegen, ob die Bauern der Gegend im Pub ausknobeln wer von wann bis wann da sitzen darf um sein Pubbudget aufzumöbeln. Offiziell wird diese Sehenswürdigkeit jedoch nicht gemanagt.

Der Dolmen an und für sich ist schon beeindruckend, wenn auch kleiner als sich so mancher von uns das gedacht haben mag. Harald und Gunther verziehen sich im Steinfeld und fangen sogleich an selber Steintürmchen und Minidolmen, wie viele vor ihnen auch, in die Landschaft zu konstruieren. Derweil sind die Fotographen unter uns schwer damit beschäftigt den richtigen Blickwinkel für das beste Foto zu suchen.

Und weiter geht’s nach Kilfenora. Die Straßen sind auch heute kein bisschen breiter, aber der Verkehr hält sich arg in Grenzen. Ein kurzer Stop noch an einer malerischen Schlossruine und bald haben wir das kleine Örtchen erreicht, in dem sich das im Reiseführer angepriesene Burren-Museum befindet. Pustekuchen: das Museum ist geschlossen, weil in Kürze ein Neubau in Angriff genommen werden soll! Also halten wir uns an der sogenannten Kathedrale (eigentlich ein kleinerer Kirchebau, dessen Westhälfte noch als Kirche genutzt wird und dessen Chor als Ruine ohne Dach dasteht) aus dem 12. Jahrhundert schadlos. Es sind einige schöne Werke der Steinbildhauerei sowie außerhalb der Kirche am Friedhof das Doorty Cross und ein weiteres Hochkreuz außerhalb des sakralen Geländes auf der Wiese zu besichtigen.

Da wir schon spät in die Mittagsstunden reingerutscht sind gibt es das Schinkenbrot einfach neben den Autos am Parkplatz.

In Kilfenora folgen wir der R 481 bis Lahinch. Ab hier befinden wir uns wieder an der Atlantikküste (R478) auf einer wunderschönen Panoramastraße. Und dann folgt das absolute Highlight: die sogenannten Cliffs of Moher, die wir bei herrlichstem Sonnenschein in Augenschein nehmen dürfen. Über 1 ½ Stunden marschieren, wandern, schlendern, klettern wir entlang der 120 bis 200 m steil abfallenden Klippen entlang. Insgesamt ist diese Felsküste acht Kilometer lang, aber den schönsten Teil davon können wir vom Plateau des O’Brian’s Tower einsehen. Nicht nur die Fotographen unter uns sind vollkommen aus dem Häuschen. Nicht auszudenken, wenn wir hier an einem verregneten Nebeltag wären.

Nachdem auch die angrenzenden Shops einer intensiven Erkundungstour unterworfen wurden, machen wir uns nach 16.00 Uhr wieder auf die Weiterfahrt. Wir beschließen kurzfristig den Burren auf der Küstenstraße (R479) ganz zu umrunden.

Kurz vor Doolin finden wir auch den Einstieg. Es geht geradezu abenteuerlich auf einer extrem schmalen Straße den Berghang hinab. Natürlich kommt uns ein Trecker entgegen, aber auch das Problem wird gemeistert. Über die nördliche Spitze des Burren, dem Black Head, geht’s nach Ballyvaughan und hier haben wir auch den Kreis geschlossen. Es folgt die gleiche Strecke wie heute Mittag am Poulnabrone Dolmen vorbei, diesmal dann aber auf der R476 weiter nach Ennis, wo uns die Schnellstraße (N18) bis Limerick aufnimmt.

Wieder in Dromineer verschwindet gleich die Hälfte der Mannschaft im Pub. Als Abschluss des Tages gibt es Spaghetti mit Napoli-Sauce (aus der Tüte) mit Gurkensalat, den Elli während der Pub-Orgie der Anderen geschnippelt hatte.

22.10      Uhr wird die Sitzung aufgehoben. Die Anspannung beim Fahren macht sich doch bemerkbar.

219,3 Meilen (353 km))

 

29.08.

Heute gibt es erst um 8 Uhr Frühstück. Bis jetzt haben wir es glatt geschafft jeden Tag eine Stunde später aufzustehen. Nach den letzten beiden langen Fahrtagen ist erst mal Pause angesagt. Bei kleinen Spaziergängen in der näheren Umgebung wird dann auch ein Shop mit Postoffice nahebei entdeckt. Die kurze Anglertour von Klaus-Dieter am See bleibt jedoch erfolglos.

Trotz schlechter Wetterprognose haben wir immer noch wunderschönes Wetter und so starten wir 10.45 Uhr reichlich spät Richtung Süden. In Nenagh finden wir irgendwann auch die Ausfahrt, die Abzweigung auf die R 497 verpassen wir jedoch und kehren um. Die Beschilderung ist lausig, sehr lausig. Dann schaffen wir es bis Dolla (hier gibt es handgeschriebene Hinweisschilder!!!) und anstatt auf der R 497 zu bleiben, geraten wir auf die R 498 nach Thurles. Wir machen die Runde jetzt also in umgekehrter Reihenfolge, was sich im Nachhinein als sehr gut erweist. In Thurles parken wir auf einem sehr großen Parkplatz am Flüsschen Suir, der gebührenpflichtig ist. Da wir aber nicht feststellen können wo man den Parkschein besorgt, halten wir hier ohne die 20 Pence Gebühr zu entrichten. Wir laufen ein kurzes Stück zur Kathedrale (1836 bis 1872), die nach romanisch-lomardischem Vorbild erbaut wurde und die tatsächlich aussieht, als befände man sich mitten in der Toscana. Innen suchen wir nach dem im Baedeker  angegebenen Hochaltar von Andrea Pozzo aus der römischen Kirche Il Gesù. Es erweist sich als eine Art Tabernakel, das hinter der Mensa im Chor steht.

Vom Parkplatz aus bietet die Brücke über den Suir mit schönen Blumenampeln an den Laternenmasten ein tolles Fotomotiv. Danach geht es weiter über die R 660 nach Holycross, einer ehemaligen Zisterzienserabtei (13. bis 15. Jh.), die ihren Namen von einem Holzsplitter des Jesuskreuzes ableitet, der angeblich um 1100 vom Pabst an den König von Munster gesandt wurde. Wir stehen allein auf dem Parkplatz und können uns die Anlage in aller Ruhe ansehen. Die Kirche ist sehr sehenswert. Wo findet man schon ein schräges Kirchenschiff? Vom Eingang bis hinunter zum Altar befindet sich man auf einer schiefen Ebene. Auch der Chorraum aus dem 15. Jahrhundert ist sehenswert. Und überall gibt es kleine Skulpturen und Reliefs zu entdecken. Die ehemaligen Klostergebäude stehen allerdings nur noch als Ruine da. Im „Garden of Meditation“ vespern wir unsere Schinkenbrote mit Gurke bevor es nach Cashel weitergeht. Gerade als wir wieder einpacken, werden busseweise Senioren angefahren. Wir haben den richtigen Zeitpunkt für unseren Aufenthalt hier erwischt.

Die Anlage von Cashel sticht schon von weitem auf dem Berg hervor. Erstmals zahlen wir Eintritt und obwohl Gruppen erst ab 22 Personen zählen, kriegen wir dank Klaus-Dieters Einsatz Gruppenermäßigung. Statt 3,50 entrichten wir 2,50 Pfund Obolus/Person. Die lohnen sich allerdings 100%-ig. Die gesamte Anlage des Rock of Cashel ist grandios. Die monumentale Kathedrale, die leider nur noch als Ruine dasteht ist überwältigend. Auch hier gibt es in ihrem Inneren viele Details zu entdecken, insbesondere traumhafte Fresken an aufgestellten Steinsarkophagen. Am Beeindruckensten, zumindest für die Kunsthistorikerin unter uns, ist jedoch die Cormac’s Chapel, ein kleines romanisches Kirchlein aus dem 12. Jh. (1127 – 1132), das zwischen Chor und Südschiff der Kathedrale steht und beachtenswerter-weise seinerzeit nicht abgerissen wurde. Beide Gebäude stehen in einer recht merkwürdigen Symbiose da.

Anschließend wird im Ort eine Bäckerei aufgesucht. Graefs machen den Anfang und danach pilgern alle hin um sich was zum Naschen zu holen. Kurz darauf fängt es zu regnen an. Heidi und Klaus-Dieter holen noch etwas Nachschub, vor allem in flüssiger Form und dann geht es heimwärts, diesmal ohne uns zu verfahren. Unterwegs erleben wir das was in den Reisebüchern allenthalben beschrieben wird: Zwangsstops, die durch Vieh auf der Straße verursacht werden. Zuerst sind es niedliche Kälbchen und danach riesige Kühe, die über die Straße heimgetrieben werden.

Und heute gibt es leckeren Lammkeulenbraten, der bereits gestern von den Meisterköchen vorgebraten wurde, sowie passend dazu Kartoffelsalat.

Hm...  Als Abschluss wird der Braten mit Whiskey begossen.

96,7 Meilen (155,6 km   Heidis Van hat immer mehr Meilen auf der Anzeige)

 

30.08.

Erneut gibt es 8 Uhr Frühstück. Nachts hat es mal kräftig geregnet, meint Anneliese. Am morgen lacht wieder die Sonne. Heute soll’s in südliche Richtung gehen. Gegen 10 Uhr sind wir dann soweit und fahren los. Die N 7 nach Limerick kennen wir schon in- und auswendig. Erst die N 20 führt uns durch neue Gefilde. Den ersten kleinen Stop zum Beine vertreten gibt es erst kurz vor Blarney auf einem kleinen Rastplatz neben einem Denkmal, das sich erst bei näherem Hinschauen als modern erweist: ein Bleistiftturm, aus dem oben ein vom „Wind gebeugtes“ Metallbäumchen hervorlugt. Sodann fahren wir zügig zum Blarney Castel, zahlen unseren Obolus beim Eingang zu dem wunderschönen englischen Park und besichtigen die Burgruinen aus dem 15. Jh. Fast alle steigen auch über enge gewundene Treppen auf den 25 Meter hohen Wohnturm bis hinauf auf Dachhöhe um den berühmten Blarney Stone (Stein der Beredsamkeit) in Augenschein zu nehmen. Klaus-Dieter lässt es sich dann auch nicht nehmen in verrenkter Rückenlage das Mauerstück abzuknutschen um als gewandter Rhetoriker wieder aufzustehen. Bis heute weiß niemand woher dieser Brauch stammt. Auf ebenso abenteuerliche Weise geht es den Turm wieder herunter und wir laufen noch eine Runde durch den herrlich angelegten Rock Close (Felsenpark). Mächtig hungrig kommen wir wieder auf dem Parkplatz an, es ist ja auch schon 14.15 Uhr. Das kurze Vesper gestaltet sich zum Stehimbiss und gar mancher denkt sich: wo sind bloß die herrlichen kanadischen Rastplätze mit Tischen und Bänken?

Über Cork geht’s jetzt direkt nach Middleton zur Jameson Whiskey-Destillerie. Eine halbe Stunde müssen wir uns gedulden, dann gibt es zunächst einen Film über die Geschichte des irischen Whiskey, sowie eine Führung durch die Destillerie die von 1852 bis 1975 in Betrieb war und den größten Destilleriekessel der Welt beherbergt. Anschließend haben wir zumindest etwas gelernt: Bourbon-Whiskey aus den USA wird bloß einmal, Scotch-Whisky aus England zweimal und irischer Whiskey satte dreimal destilliert. Klaus-Dieter meldet sich als freiwilliger Tester, nimmt ein Diplom mit und alle anderen je einen Schluck Whiskey oder ein Glas Orangensaft.

Die Rückfahrt nach Cork wird von einigen mit gemischten Gefühlen betrachtet, da es schon 18 Uhr ist, als wir unsere Minirunde durch die zweitgrößte Stadt der Republik Irland drehen. Nach einer Apfeltasche für jeden am Anfang und einem Cheeseburger am Ende der Runde, die zugegeben nicht berauschend ist (aber die Sonne scheint), geht’s endgültig retour.

Vor Limerick sehen wir erneut direkt am Straßenrand der N 20 die Wohnwagen der „Tinker“ (Kesselflicker) stehen. Sie führen ein Zigeunerleben, sind aber keltischer Abstammung. Es ist eine Randgruppe der irischen Gesellschaft, die nirgendwo gern gesehen wird.

Einen gemeinsamen Abschluss findet der Tag im Pub. Gegen später gibt es sogar handgemachte irische Musik, aber da sitzen nur noch fünf von der Truppe beisammen. Und da so spät kein großer Hunger angesagt ist, gibt es Spargelcremesuppe aus der Tüte und  Kuchen.

218 Meilen (350,76 km)

 

31.08.

Damit kein Streik vom Zaume bricht, wird heute absoluter Ruhetag eingelegt. Allerdings geistern die Frühaufsteher schon vor dem späten Frühstück umeinander. Damit uns die Faulheit nicht ganz und gar übermannt fahren wir 11 Uhr nach Nenagh, unsere Nachbarstadt. Als erstes wird die alles überragende Kirche besucht und danach nebenan die Reste des ehemaligen Nenagh Castle, eine fünfeckige Normannenburg aus dem frühen 13. Jh., von der nur noch der Donjon (30 Meter hoher runder Turm, dessen Mauern bis zu 6 m dick sind) und ein Torturm erhalten geblieben sind. Das im Baedeker angeführte Gefängnismuseum, als auch das Heritage Center (Lebensweise des 19.ten Jh.) sind auch hier geschlossen. Irgendwie haben wir auch nur Pech mit diesen Einrichtungen in Irland.

Wir steuern wieder den Supermarkt O’Connors an und veranstalten einen Rieseneinkauf. Wir fragen auch wegen Ingeborgs Geldtasche nach, aber die hat leider niemand in der Zwischenzeit abgegeben.

Wieder im Ferienhaus geht’s ans Mittagessen. Zu den Resteln von Lammbraten und Kartoffelsalat gibt es geröstete Kartoffeln sowie zwei Backbleche voll kleiner Bratwürstchen, die wir noch in Cashel in einer kleinen Metzgerei erstanden hatten. Und zum Abrunden des ganzen gibt’s für jeden noch eine Apfeltasche. Danach fällt die Gruppe auseinander: einige gehen spazieren, die Jungs spielen Tennis, Heidi und Klaus-Dieter fahren erneut nach Nenagh um sich nach einem passenden Geburtstagsgeschenk für Elly umzusehen, in der Küche wird derweil fleißig gewerkelt und ein original Lammlutschkosch für den morgigen Tag vorbereitet. Diesmal werden gleich beide Öfen und alle großen Töpfe zum Kochen benötigt.

Schon 21.30 Uhr ist Sendepause, denn morgen folgt wieder ein langer Tag.

13 Meilen (21 km)

 

01.09.

Bereits 6 Uhr sitzen alle pünktlich beim Frühstück. Gunthers Laune ist auf dem Tiefpunkt, er wird sich nachher während der Fahrt auf der Rückbank einigeln und sein Schläfchen zu Ende führen. Mit Vesper herrichten und in die Vans packen ist es dann auch bald sieben als wir losfahren. Es ist kühl und regnerisch draußen. Unsere Fahrt führt uns über die N 52 nach Birr, Tullamore und Mullingar, sowie weiter nach Kells unserem ersten Etappenziel. Es ist ein kleines Städtchen, dem man seine einstige Bedeutung (auch als Ausgangspunkt der Christianisierung Europas) kaum mehr ansieht, wären da nicht die Überbleibsel in Form von Rundturm und Hochkreuzen auf dem Friedhof. Außerhalb des Friedhofs steht St. Columba’s House, ein Bethaus aus dem 10 Jahrhundert. Wir wissen, dass man den Schlüssel dafür bei einer Frau aus der Nachbarschaft holen kann. Just jetzt ist sie jedoch beim Einkauf und so können wir uns den kleinen Steinbau mit dem steilen Steindach nur von der Straße aus ansehen. Irgendwann hört auch der leichte Nieselregen auf, es ist aber immer noch trüb und Grau in Grau.

Auf der Weiterfahrt nach Monasterboice werden wir plötzlich vor Slane umgeleitet, da hier ein großes Konzert mit „U2“ am Abend stattfinden soll. Überall stehen schon Busse und kommen neue hinzu, die eine Menge Jugendlicher ausspucken. Mit umleiten ist schon zuviel gesagt. Wir werden irgendwohin in die Pampa geschickt, nach dem Motto: jetzt schaut mal wo ihr bleibt! Ärgerlich wird das Ganze erst als wir auf der Heimfahrt dann feststellen müssen, dass wir nur 50 Meter weiter hätten fahren müssen um an die gewünschte Abzweigung zu kommen. Weiß der Kuckuck warum die uns das nicht erlaubt haben. Vorerst wurschteln wir uns durch die Nebenstraßen, die Ortsschilder sind nirgendwo auf unseren vielen Karten zu finden. Wir fahren wirklich nur noch nach der Himmelsrichtung und - ei kuckedei - es passt! Über einen Wald- und Wiesenweg, diesmal mit Beschilderung erreichen wir schließlich und endlich den Friedhof von Monasterboice. Eine Weile sind wir auch die einzigen Besucher. Es herrscht eine eigenartige Stimmung. Über dem Rundturm kreist ein Krähenschwarm. Das Gekrächze erfüllt die kühle, feuchte dunstige Luft. Trotzdem kann man es nicht gespenstisch nennen, es pass nur ganz einfach zur ganzen Umgebung.

Von der ehemaligen Klosteranlage sind nur noch zwei unbedeutende Kirchenruinen erhalten geblieben. Etwas imposanter ist der 33 m hohe Rundturm, dessen Dach allerdings im Laufe der Jahrhunderte abhanden gekommen ist. Aus dem beginnenden 10 Jahrhundert stammt das Schmuckstück schlechthin: das Muireadach Hochkreuz (sogenannt da es auf einer Inschrift am Sockel um ein Gebet für den Abt Muireadach bittet. Kulturhistorisch ist noch nicht eindeutig geklärt, ob es sich dabei um den ersten Abt diesen Namens der bereits 844 starb, oder den zweiten handelt, der 922 verstarb. Das Kreuz könnte also wesentlich älter als bisher angenommen sein.) 5,10 m hoch und als schönstes Hochkreuz Irlands bezeichnet. Die Reliefs mit den biblischen Bildergeschichten sind sehr gut erkennbar. Aber wie lange noch? Das sogenannte Westkreuz, oder auch Tall Cross da es mit einer Höhe von 6,45 m aufwartet, ebenfalls hier auf dem gleichen Gelände ist sehr stark verwittert, nicht alle Bildfelder können erklärt werden, ebenso auch das Nordkreuz, das nur mit Ornamentalem Schmuck versehen wurde. Gleich daneben stehen auch die Fragmente einer Sonnenuhr.

Und wieder wundern wir uns über die Tatsache, dass hier in Irland kulturhistorisch herausragende Denkmäler dem Verfall preisgegeben werden. Kein Eintritt, keine Pflege, nur an der Straße ein kleines Häuschen mit einem Souvenirshop. Als dann eine Studentengruppe mit Dozent auftaucht, lauschen wir eine Weile den Erläuterungen und verziehen uns dann auf den Parkplatz. Es ist weiterhin nasskalt, die Brote werden mit den von gestern übriggebliebenen Bratwürstchen gespickt und schnell verdrückt um wieder in den warmen Bus zu gelangen.

Die Weiterfahrt zu unserem nächsten Ziel Newgrange, einem weiteren Höhepunkt einer Irlandreise, gestaltet sich als nicht ganz unproblematisch. Bereits etliche Kilometer vor Drogheda geraten wir in einen Stau. Man merkt, dass wir uns bereits im Einflussbereich Dublins befinden. Sehr langsam arbeiten wir uns vor um dann in Drogheda vor einem neuen Problem zu stehen: die Hauptstraße soll angeblich bei einer Brücke gesperrt sein, die Umleitung ist so schlecht ausgeschildert, dass man im Prinzip in alle Richtungen fahren könnte. Kurzerhand bleiben wir stehen und Heidi fragt bei einer Tankstelle nach. Da weiß auch keiner Bescheid, aber ein netter junger Mann bietet sich an uns den Weg zu zeigen und vor uns her zu fahren. Und dann geht es erst richtig los! Über Wald- und Wiesenwege gibt es ein heftiges Gekurve, nie im Leben hätten wir diese Schleichwege allein gefunden. Nach starken 10 Minuten kommen wir an ein Hinweisschild und jetzt verlässt uns auch unser freundlicher Helfer und kehrt um. Hupen, Winken, da sage noch einer was über die Freundlichkeit der Iren!

Wir werden auf einen Parkplatz geleitet und von da geht es zu Fuß zum Visitor Center. Hier wir uns zunächst ein Film über die über 5000 Jahre alte Kultur im Boyne Valley gezeigt bevor wir mit dem Shuttle zum schönsten Ganggrab Newgrange (liegt zwischen den beiden anderen Knowth und Dowth) gefahren werden. Eine Weile müssen wir warten, denn es gibt nur geführte Touren in die Megalithanlage. Unsere Tourbegleiterin wartet mit sehr fundiertem Wissen auf, im Anschluss wird sich aber herausstellen, dass außer einigen aus unserer Gruppe niemand davon was mitgekriegt hat, da ansonsten nur Japaner mit von der Partie sind.

Über einer kreisförmigen Grundfläche von über 90 m Durchmesser und in einer Höhe von 11 Metern wurden hier um 3200 v. Chr. 200.000 Tonnen Stein in Form von riesigen Felsplatten ohne Mörtel kuppelförmig übereinander geschichtet. Die ganze Konstruktion ist bis zum heutigen Tage wasserdicht geblieben! Außen standen 38 Felsblöcke ringsum, von denen nur noch 12 erhalten sind. Der Eingang befindet sich in südöstlicher Richtung und besteht aus einem 20 Meter langen Gang, der von  1,50 bis 2,40 m hohen Standsteinen und darüber liegenden Deckplatten gebildet wird. Wir müssen ganz schön die Köpfe einziehen um nicht anzustoßen. Dann befinden wir uns in der Hauptkammer mit der 6 Meter hohen Kragkuppel. Bei spärlicher Lampenbeleuchtung sehen wir viele eingeritzte figurale Ornamente und dann wird uns auch (künstlich) vorgeführt wie am Tag der Wintersonnenwende für etwa 15 Minuten, durch ein ausgeklügeltes Schachtsystem das Sonnenlicht bis in die Grabkammer fällt. Als wir wieder ans Tageslicht kommen scheint tatsächlich die Sonne und es wird warm. Schnell eine Runde um den Grabhügel und bei bestem Licht noch einige Fotos geschossen!

Auf der Shuttlerückfahrt entdecken wir dann einen Bus, der in der Böschung steckt. Der Unfall muss sich in der Zwischenzeit ereignet haben. Vermutlich mussten wir auch deswegen länger warten. Im Visitor Center schauen wir uns noch die Ausstellung über die Steinzeitmenschen an. Besonders beeindruckend ist ein Schädelfund mit Trepanation, die anscheinend noch zu Lebzeiten sehr schön verheilt ist.

Die Rückfahrt nach Dromineer gestaltet sich ohne Zwischenfälle und kurz nach 21 Uhr können wir das Lutschkosch aufwärmen und mit Appetit verspeisen.

266,9 Meilen (429,5 km)

 

02.09.

Und heute haben wir ein Geburtstagskind unter uns. Nachdem Elly aber keine Freundin von rührseligen Glückwünschen, etc ist, wird das Thema nach einem kleinen Geschenk von allen und Kuchen mit Kerze schnell abgehakt. Es ist ja schon 8.30 Uhr als wir beim Frühstück sitzen und erst 10.45 Uhr begeben wir uns erneut auf Erkundungstour. Gunther und Harald haben bereits gestern verlauten lassen, dass sie heute einen „Austag“ nehmen. Der sei ihnen gegönnt und so fahren wir alle nur mit Heidi Bus, der als einziger 9 Sitzplätze zur Verfügung hat. Etwas beengt ist es ja schon, aber was tut man nicht alles um Sprit zu sparen. Außerdem ist es ganz lustig einmal alle auf einem Haufen zusammen zu haben.

Nachdem wir uns gestern in östlicher Richtung getummelt haben, geht es heute wieder nach Norden. Unser erster Halt ist bereits in Portumna am Nordufer des Lough Derg, den wir auf schmalen Schleichwegen halbwegs umrunden.

Beim Portumna Castle, einem alten Herrenhaus, dessen Innenleben zur Zeit wieder hergestellt wird (bis vor kurzem war es eine Ruine ohne einzelne Geschosse) haben wir Glück. Da gerade „Heritage Days“ sind, haben wir freien Eintritt. Soll uns gerade recht sein. Die Koryphäen aus dem Museum sind alle in mittelalterliche Gewänder gekleidet und es sieht ganz nett aus. Am Nachmittag ist scheinbar noch ein größerer Empfang. Viel mehr als der Herrensitz gefällt uns jedoch der zur Anlage gehörige Küchengarten. Einige von uns laufen da mit ihren Kenntnissen über diverse Kräuter und Gemüse zur Hochform auf. Es duftet allenthalben nach Salbei, Basilikum, Pfefferkraut, Minze u.s.w.

Und „klammheimlich“ stecken wir auch Pfefferminzblätter ein, die am Abend einen herrlichen Tee ergeben werden.

Über weiterhin wenig befahrene Straßen (R 355, R 456) geraten wir zur Clonfert Cathedral. Umgeben von einem kleinen Friedhof steht ein kleines wunderschönes Kirchlein da. Allein das Eingangsportal mit dem dreieckigen Tympanon verziert mit unterschiedlichen Männerköpfen und Ornamenten ist bemerkenswert. Es ist ein Musterexemplar irisch-romanischer Bildhauerkunst. Auch im Inneren findet man liebevolle Details, so z. B. eine Meerjungfrau im Halbrelief und Engelsfigurinen an den Tragbögen des Vierungsturms. Aber ansonsten – oh Graus! Das Gebäude ist innen so vernachlässigt, da blutet nicht nur das Kunsthistorikerherz. Feuchtigkeit allenthalben und es riecht nach Urin, insbesondere neben der alten kleinen Holzorgel. Außen sprießen schon Unkräuter aus dem Mauerwerk und es ist eine Frage der Zeit, wann diese dadurch gesprengt wird. Ein Jammer!

Auf dem Parkplatz nebenan vespern wir unsere mitgebrachten Brote und entdecken dabei hinter einer Steinmauer einen uralten Kastanienbaum, dessen Stamm gespickt ist mit Münzen, Rosenkränzen, Heiligenbildchen und sonstigem Krimskrams. Es scheint sich um eine Art Wallfahrt zu handeln.

Im Baedeker steht in dieser Gegend auch was vom Blackwater Moor und der Möglichkeit mir einer alten Bahn da durchzufahren und wir wollen es probieren. Weit und breit keine Schilder als wir von Clonfert wegfahren. Und prompt landen wir mitten im Moor. Die Straße wird zunächst immer enger und enger, hat zuletzt einen Grünstreifen in der Mitte. Am Endpunkt, direkt im Moor, vor uns sehen wir einen schmalen Gleisstrang, stehen noch zwei Fahrzeuge, wir reden mit der Besitzerin des einen und erfahren, dass wir nicht die Einzigen sind, die hin und wieder hier landen. Also wenden, gleiches Stück zurück. Aha, von dieser Seite kann man auch ein Hinweisschild erblicken. Schließlich landen wir doch bei der Clonmacnoise & West Offaly Railway. Wir haben Glück, es gibt noch eine 40-minütige Tour durch den „Blackwater Bog“ (16.10 bis 16.50 Uhr). Auf der ehemaligen Transportbahn werden wir über 7 Kilometer gehörig durchgeschüttelt. Die Gleise liegen locker auf dem Boden und sind nicht unterlegt. Ein Wunder, dass das Züglein da noch nicht herausgesprungen ist. Die Fahrt ist sehr interessant. Es gibt auch einen Halt, wo uns die Torfgewinnung von Hand demonstriert wird. Die Fahrt geht auch vorbei an Maschinenparks, die musealen Charakter haben, da alle Geräte die zur Torfgewinnung jemals gebraucht wurden hier aufgestellt sind. Auch heute noch dient das ca. 600 km² große ehemalige Moorgebiet der Dorfgewinnung und leistet Nachschub für das nahe gelegene Kraftweg.

Die Fahrt zum ehemaligen Klostergelände Clonmacnoise, unmittelbar am Ufer des Shannon gelegen, ist nicht mehr lang. Da die Heritage Days scheinbar nicht örtlich begrenzt sind, zahlen wir auch hier keinen Eintritt. Beim Eingang ist ein kleines Museum, wo wir zum ersten  Mal Hochkreuze geschützt sehen. Die Anlage an sich sieht aus wie ein großer Friedhof mit weit verstreuten Gräbern und einzelnen Ruinen dazwischen. Es sind dies die Reste früherer Kirchenbauten aus dem 9. bis zum 15. Jahrhundert. Außerdem sind noch zwei Rundtürme 17 und 18 Meter hoch erhalten. Auch hier gibt es ein berühmtes Hochkreuz: Flann’s Cross nach dem König Flann (877-915) dem es laut einer Inschrift geweiht ist, oder auch „Kreuz der Heiligen Schrift“ genannt. Seine bildhaften Darstellungen gehören ebenfalls zu den schönsten Irlands.

Da es schon reichlich spät ist, treten wir 18 Uhr die Rückfahrt an.

Zum Essen gibt es heute neben dem Restlutschkosch noch Käsepalukes und Salat. Danach sind wir kräftigst am Pläneschmieden für den morgigen Tag. Und da es wieder eine längere Strecke geben wird, ist nach 22 Uhr Schluss.

112,2 Meilen (180,5 km)

 

03.09.

Nach dem gestrigen Faulenzertag sieht Gunther um 6 Uhr beim Frühstück noch grimmiger als sonst aus der Wäsche. Die anderen tragen es mit Fassung und um 7 Uhr brechen wir auf. Diesmal fahren wir nicht bis Nenagh, sondern benutzen Schleichwege und kürzen damit die Strecke nach Portumna ab. Über Loughrea geht es weiter nach Galway, wo wir erneut auf den Atlantik stoßen. Es ist bewölkt und nieselt ab und zu. Im Süden der Galway Bay präsentiert sich der Burren nebelverhangen. Die Landschaft des Connemara ist felsig, trotzdem sieht man überall Schafe weiden. Auf den Steinen drapieren sich malerisch Ginster und Heidekräuter. Und immer wieder begleiten meterhohe blühende Fuchsienhecken die Straße. Auch Brombeeren gibt es jede Menge am Straßenrand.

Wir fahren entlang der Panorama-Küstenstraße (R 336, R 340,  R 341) bis Clifden. Kurz davor, als wir an einem schönen breiten Sandstrand bei Ballinaboy Halt machen scheint die Sonne wieder. Gleich danach sieht man nur noch gebückte Gestalten über den Strand laufen. Die Nachzügler stellen auch sehr bald fest warum. Der „Sand“ besteht aus lauter kleinen, zerschlagenen, bizarr geformten Korallenfragmenten. Ist das ein Sammeln und Staunen! Kleine maisgelbe Schneckenmuscheln bilden nette Farbtupfer in den Sammeltüten. Derweil bauen Harald und Gunther ein ganzes Dammsystem mit kleinen Stauseen auf verschiedenen Ebenen. Bevor sie den Strand verlassen wird ein Dammbruch getestet. Sie staunen beide nicht schlecht über die Wasserkraft, die auch hier entfesselt wird.

Da ein kleines Mäuerchen den Parkplatz abgrenzt, beschließen wir hier auch Mittagspause zu machen. Tische und Bänke gibt es auch hier nicht, aber der Kofferraum des Toyota dient als Tisch zum Herrichten der Käsebrote und Schälen der Gurken und das Mäuerchen ist anschließend der Stuhlersatz!

Von Clifden fahren wir auf der N 59 zur Kylemore Abbey, die ganz im Norden des Connemara Nationalparks liegt. Es handelt sich hierbei um den Landsitz eines Kaufmannes aus dem 19. Jahrhundert, der nach 1920 zum Benediktinerinnenstift umfunktioniert wurde. Das Gebäude liegt besonders malerisch hinter einem See. Einige Räume sind auch zu besichtigen, aber das Interesse daran ist sehr mäßig. Also begnügen wir uns mit dem Blick von außen, sowie einem Gang zum Souvenirshop, wo es feine Hausmacherschokolade gibt.

Gegen 16 Uhr starten wir die Rückfahrt über die R 334 durch das malerische Inagh Valley und entlang einer wunderschönen Seenlandschaft. Nach Lissoughter geht’s dann schneller auf der N 59 bis Galway voran, wo wir noch mal einen kurzen Einkaufstop einlegen. Die restliche Strecke ist dann auch verhältnismäßig rasch zurückgelegt und bereits halb acht sind wir wieder in unserem Ferienhaus. Zum Essen gibt es Kartoffelsuppe aus der Tüte, sowie tortenstückgroßen Käspalukes (in der Mikrowelle warm gemacht) und als Abschluss Kuchen.

Elly und Karl begeben sich noch ans Vorbereiten für die morgige Pfefferkrautsuppe und erneut ist der gemeinsame Tag um 22 Uhr beendet.

274,2 Meilen (441 km)

 

04.09.

Der heutige Tag wird mal wieder langsam angegangen. Das fängt mit dem sehr späten Frühstück, erst um neun, an. Um 10 Uhr sitzen wir dann wieder zu neunt, ohne die Jungs im Toyota und los geht’s durch Nenagh auf den Silvermine Drive.

Beschilderung gibt es praktisch keine und als Klaus-Dieter meint, Heidi solle doch mal nach rechts abbiegen und schauen wo es da lang geht, tut sie dies auch und wir fahren auf Straßen, die auf keiner Karte verzeichnet sind, Berge hoch und wieder runter. Die Aussichten sind grandios, das Wetter famos, Herz was begehrst du noch mehr?!

Es geht querfeldein, durch Wälder, auf holprigen Pisten, so manche/mancher denkt sich wohl in welcher Pampas er hier wohl gelandet ist, irgendwann sehen wir auch das Auto eines deutschen Aussteigers neben einem Gehöft stehen und dann sind wir doch wieder auf einer Hauptstraße in Richtung Tipperary! Ja, wir haben das Lied wahr gemacht: It’s a long way to Tipperary!

Wir bummeln durch die Stadt, entdecken dabei einen Lidl-Supermarkt und schlagen mordsmäßig zu. Bevor wir weiterfahren gibt es für jeden noch ein Eis. Über die R 516 und R 514 fahren wir weiter zum Lough Gur Settlement. Bevor wir da ankommen haben wir noch ein nettes Erlebnis auf der Straße. Vor uns fährt ein Doppeldeckerschulbus und ihm entgegen kommt ein riesiger Truck. Was tun? Die Straße ist gerade breit genug für einen von beiden. Wir harren mit gezückter Kamera der Dinge die da kommen, schließlich schützt uns der Bus vor uns. Meterhoch ist die Hecke, die beiderseits die Straße einrahmt. Es wird auch nicht lange gefackelt. Beide Fahrer klappen ihre Seitenspiegel ein, drücken jeweils auf ihrer Seite die Hecke einen guten Meter beiseite und vorbei geht es in Millimeterarbeit! Die Fotokamera hat das Ereignis festgehalten.

Der Lough Gur ist ein kleiner See, der wunderschön zwischen sanfte Hügel gebettet ist. An seinen Ufern siedelten Menschen schon während der Jungsteinzeit. Im Gelände sollen bauliche Zeugnisse aus verschiedensten Zeitaltern zu finden sein. Wohlgemerkt sollen, den bis auf Grundrisse einer dörflichen Ansiedlung finden wir rein gar nichts. Zwar ist am Eingang eine Karte aufgezeichnet, aber wir laufen zweimal die Wege in verschiedenen Richtungen und enden jedes Mal in einer Sackgasse. Und dabei sollten hier unter anderem ein Ganggrab, ein Steinkreis mit Menhir, Gräberhügel, Steinforts und eine kirchliche Ruine aus dem Mittelalter zu finden sein. Was wir allerdings noch sehen ist die Ruine des Black Castles aus dem 14. Jahrhundert. Der Zugang ist ebenfalls versperrt. Anscheinend hat hier die Saison schon aufgehört. Etwas entnervt sind wir schon. Dafür entlohnt aber der schöne Picknickplatz, von dem wir nur einen lästigen Hund vertreiben müssen, um in Ruhe unsere Brote zu essen. Ab 16 Uhr sind wir dann auf der Heimfahrt über Limerick.

Adare, das als letztes Ziel des Tages vorgesehen war, lassen wir auf gemeinsamen Entschluss hin, wieder ausfallen.

Daheim sind dann fast alle in der Küche beschäftigt. Die einen beim Fertigstellen der Pfefferkrautsuppe, die herrlich mundet und die anderen beim Vorbereiten für das morgige Paprikareisfleisch. Die Runde findet beim gemütlichen Erzählen ihren Ausklang.

111 Meilen (178,6 km)

 

05.09.

Heute steht die Dingle-Halbinsel, nördlich des Ring of Kerry gelegen, an. Da das wieder mehr Meilen sind, versammeln wir uns erneut 6 Uhr beim Frühstück. Das morgendliche Ritual ist bekannt und wir schaffen es sogar ein Viertelstündchen vor sieben wegzufahren.

Leider. Leider hat uns das gute Wetter von gestern verlassen. Die Wolken hängen tief und es regnet immer wieder mal. Die Fahrt zieht sich schon elend lang hin bis wir kurz nach halb zehn hinter Castlemaine an die Dingle Bay kommen. Ein Blick hinüber zur Iveragh Halbisel, wo wir vor wenigen Tagen bei herrlichstem Sonnenschein über den Ring of Kerry gekurvt sind – tiefer Nebel liegt darüber.

Bei Inch, wo wir eigentlich vorhatten, auf der kilometerlangen Sanddüne herumzuspazieren, bleiben wir zwar stehen, aber wegen des heftigen Nieselregens ist nicht viel zu machen. Ein kurzer Gang an den Strand, ein intensiverer Gang in den Giftshop, der nicht ohne Folgen für die Brieftasche bleibt. Wir fahren weiter nach Dingle, dem westlichsten Städchen Europas (Island ausgenommen), einer hübschen Fischeransiedlung. Es sind massenhaft Touristen unterwegs, keine Parkplätze in Sicht und so fahren wir weiter Richtung Slea Head. Als Klaus-Dieter unterwegs mal fast die Augen zufallen, halten wir eine Weile bei einer Fischzüchterei und sehen uns den Betrieb an.

Hinter Ventry stoßen wir auf der Straße auf das Promontory Fort Dunbeg. Wir zahlen 1,50 Pfund Eintritt/Person und sehen uns die Anlage bestehend aus vier Verteidigungswällen und einer dicken Steinmauer, in der Kammern untergebracht sind an. Im Inneren sind die Überreste eines Hauses, das außen rund und innen viereckig war. Die ganze Anlage ist als sogenannte Fluchtburg zu betrachten, die vom 6. bis zum 11. Jahrhundert genutzt wurde. Teile davon sind bereits mit den Klippen ins Meer gestürzt. Ein noch heute vorhandener Gang führt vom Fortinneren zu den Außenanlagen.

Weiter westlich an der Straße bei Glanfahan stehen Gruppen von Bienenkorbhütten zusammen. Sie werden von den Anwohnern, sprich Besitzer der Grundstücke, privat vermarktet. Das heißt, es wird Eintrittsgeld kassiert. Wir sehen uns trotzdem eine solche von Mauern umgebene Ansammlung von Bienenkorbhütten aus dem 10 bis 11 Jh. An. Ganz leise regt sich der Argwohn: haben hier wohl die Bauern etwas nachgeholfen um die Anlage in diesen Zustand zu versetzen? Es ist trotzdem hochinteressant.

Beim südwestlichsten Punkt Europas (Island wieder ausgenommen) verzehren wir unsere Brote oberhalb einer kleinen Sandbucht. Zwar regnet es nicht mehr, aber der Wind zupft heftig an uns. Nicht mal die Picknickgarnituren, die hier aufgestellt sind, verleiten uns zum längeren Aufenthalt. Jeder sucht sich ein einigermaßen windgeschütztes Plätzchen in der Nähe der Vans.

Wir umrunden die Spitze der Dingle-Halbinsel auf weiterhin schmalen Straßen. Glücklicherweise kommt uns nie ein größeres Fahrzeug entgegen, denn das hieße ewig rückwärts fahren bis zur nächsten Ausweichbucht. Nächstes Ziel ist das Gallarus Oratory. Auch hier wird Eintritt verlangt. Die Anlage ist auch wunderschön hergerichtet, mit vielen Fuchsienhecken. Als ich einen Weg entlang laufe, stelle ich fest, dass eine Nebenstraße ebenfalls einen kleinen Parkplatz hier eingerichtet hat, von dem man ohne zu zahlen ebenfalls zum Oratorium gelangen kann. Verstehe einer die Iren.

Leide nieselt es schon wieder. Das tut der Schönheit des rechtwinkligen Steinbaues (innen 3 auf 4,5 Meter) jedoch keinen Abbruch. Von außen wirkt das uralte Kirchlein wie ein kielobenliegendes Schiff. Die Mauern sind über einen Meter dick und beinahe ohne Mörtel so gut zusammengefügt, dass sie bereits seit 1200 Jahren wasserdicht sind.

Nach einigem Fragen finden wir schließlich auch den Friedhof und die kleine romanische Kirchenruine von Kilmalkedar. Entstanden ist sie im 12 Jahrhundert auf dem Gelände eines Klosters aus dem 7. Jh.. Beachtenswert sind die Skulpturen im Tympanon des Eingangsportals, sowie am Chorbogen. Ansonsten diente die Kirchenruine als Begräbnisstätte späterer Zeitgenossen. Die aufgestellten Sarkophage wirken etwas störend. Interessant ist hingegen ein sogenannter Alphabettein, auf dem Oghambuchstaben neben lateinischen Buchstaben stehen. Die Oghamschrift (strichförmige Kerben an der Kante eines Steines) wurde zwischen 350 und 800 verwendet und lehnt sich an die germanischen Runen an.

Außerhalb der Kirche steht ein weiterer Oghamstein, sowie eine Sonnenuhr. An dem Feldweg, wo wir unsere Fahrzeuge abstellen, steht noch ein mittelalterliches Gebäude, das sogenannte St. Brendan’s House.

Es ist schon spät am Nachmittag als wir die Rückreise antreten zunächst bis Dingle, wo sich der Kreis schließt. Hier kaufen wir auch noch in einem Supermarkt mitten in der Stadt ein, da wir nicht wissen ob wir unterwegs noch einen entsprechenden Laden finden werden. Von Dingle winden wir uns auf einer richtigen Hochgebirgsstraße zum höchsten irischen Pass auf 450 m hoch, dem Connor Pass. Wir stecken mitten in einer Nebelsuppe, es regnet. Schade, denn von hier oben hätte man gleichzeitig zur Brandon Bay im Norden und zur Dingle Bay im Süden der Halbinsel blicken können. Es soll einer der schönsten Ausblicke in Irland sein. Aber daran ist jetzt auch nichts mehr zu ändern und so kurven wir auf der anderen Seite wieder hinunter. Und das Wetter wird merklich besser, die Sonne kommt sogar wieder heraus. Als wir im Norden entlang fahren überholen wir sogar drei Zigeunerwagen, in denen drei Familien mit einer „Reiseleiterin“ hoch zu Ross ihre Ferien genießen. Schnell bleiben wir stehen um dieses besondere Motiv abzulichten. Sie überholen uns lachend um danach wieder von uns eingeholt zu werden.

Über Tralee, Limerick und Nenagh erreichen wir wieder zügig, aber erst viertel vor Neun unser Ferienhaus. Es dauert noch etwas bis das Reisfleisch ganz und gar fertig ist und so können wir erst nach 23 Uhr den Tag beschließen.

279,3 Meilen (449 km)

 

06.09.

Es hilft alles nichts! Heute ist der letzte Tag an dem wir zu Besichtigungstouren aufbrechen können und so starten wir 8 Uhr gen Südosten. Das Wetter spielt wieder mit, es ist zwar etwas bewölkt, doch die Sonne lacht uns. 

Kilkenny ist unser erster Anlaufpunkt. Wir wollen in einem Reisebüro unsere Rückflüge bestätigen lassen, aber die verlangen doch glatt 10 Pfund für diesen Service! Nein danke, da gibt es bestimmt noch eine andere Möglichkeit. Wir schlendern durch die Stadt zum Kilkeny Castle (Bauzeit 13. bis 19 Jahrhundert) das einen wunderschönen Park besitzt. Mittendrin steht eine riesige Blutbuche als begehrtes Fotoobjekt. Wir werfen auch einen Blick hinein in den Westturm, wo die ältesten Bauteile des Schlosses freigelegt wurden, bevor wir durch die Straßen zurück, am Parkhaus vorbei in die andere Richtung laufen zur St. Canice’s Cathedrale, die erhaben auf einem kleinen Berg über der Stadt thront. Nicht alle trauen sich ins Kircheninnere da es nicht ganz klar ist ob hier Eintritt oder Spende oder Beides verlangt ist.

Die Kirche wurde zwischen 1251 und 1280 erbaut und zählt zu den schönsten Kathedralen Irlands. In der Tat vermittelt sie einen in sich geschlossenen Aufbau ohne spätere Zusätze, die sich überall störend auswirken. Direkt vor dem Südschiff steht ein 30 m hoher Rundturm, den man auch besteigen kann um die Aussicht zu genießen. Wir wollen aber nicht soviel Zeit investieren, außerdem sind die Treppen hinauf steil und eng, also geht es nach ausgiebigem Fotografieren zurück zum Parkhaus. Hier angekommen, stellen wir fest, dass wir unterwegs Mea verloren haben. Klaus rennt noch mal zu Kirche zurück. Inzwischen kommt die abhanden Gekommene jedoch aus der anderen Richtung auf uns zu. Vor lauter Bewunderung ob der schönen Häuserfronten war sie glatt am Parkhaus vorbeigegangen. So geht es kurz vor Mittag weiter nach Thomastown (R 700) und zur Jerpoint Abbey. Aber nicht bevor wir durch Kilkenny noch eine Ehrenrunde gedreht haben um die Ausfahrt zu finden.

Auch Jerpoint Abbey ist nur noch eine Ruine, die jedoch noch jetzt von der einstigen Mächtigkeit der Zisterzienserabtei, die zwischen dem 12. und dem 15. Jahrhundert erbaut wurde, Zeugnis ablegt. Wunderschön die Reste der riesigen Kirche und vor allem des Kreuzganges. Auch hier lassen sich Musterexemplare irischer Steinmetzkunst bewundern.

Gleich nebenan, laubenartig von Haselnusssträuchern umrahmt, finden wir zwei Picknicktische. Da wird nicht lange gefackelt und gleich ein herrliches Mittagsbrot abgehalten. Danach plündern wir die Haselnusssträucher, die voller reifer Nüsse hängen. Leider können wir nicht ewig verweilen und so geht es gegen 14 Uhr weiter auf der R700 und N 25 nach Wexford. Wir fahren hier im Südosten auf wunderbaren breiten, glatten Straßen, kein Vergleich zu den bisherigen Touren.

Wir berühren die Stadt nur an der Peripherie, da wir den Irish  National Heritage Park aufsuchen, der nordwestlich von Wexford liegt. Hier sehen wir uns quasi als Abschluss der Reise, 9000 Jahre irische Siedlungsgeschichte, beginnend mit dem Mesolithikum und endend im Mittelalter mit einer Normannenburg, an. Obwohl auch hier Gruppen erst am 20 Personen zählen, erhalten wir Gruppenrabatt.

Dazu bekommen wir noch ein Heft für den „Guide“ (Reiseleiter) in deutscher Sprache, in dem alle Exponate beschrieben sind. Normalerweise täte es ja 5,90 Pfund kosten, wir erhalten es jedoch gratis. Solchermaßen gewappnet, sehen wir uns zuerst eine Filmvorführung in deutscher Sprache an, bevor es im Gelände weitergeht. Der Rundgang ist sehr interessant und wir lassen uns viel Zeit. Bei einem Gehöft aus dem Neolithikum stellen Elly und kurz danach auch Harald fest, dass die Menschen damals doch kleiner gewesen sind, als sie mit den Köpfen gegen den Türsturz knallen und sich beide Beulen holen. Dolmen, Steinkreis, Ringfort, eine Klosteranlage aus dem 10 Jahrhundert, eine Wassermühle, ein Wikingerhaus, einen Cranog (befestigte Wohnsiedlung im See), besagte Normannenburg nebst einem Rundturm, alles wurde originalgetreu entlang eines Naturpfades angelegt. Und wir lassen nichts aus. Vor allem auch nicht den Souvenirshop beim Eingang der Anlage. Hier dürfen wir sogar versuchen mit der Fluggesellschaft zu telefonieren. Leider erreichen wir trotz wiederholter Versuche niemanden, die Leitung ist immer besetzt.

Um 18 Uhr beschließen wir die kürzeren Nebenstrecken zu vergessen und auf Hauptstraßen  zurück zu fahren. So sind wir dann auch nach drei Stunden Fahrt über Kilkenny, Roscrea, Nenagh wieder im Feriendomizil.

Nun heißt es Reste verputzen, es gibt noch Pfefferkrautsuppe und Reisfleisch. Als Hauptgericht kommt dann allerdings Backfisch mit Bratkartoffeln auf den Tisch. Und beim geselligen Beisammensein klingt auch dieser schöne Tag aus.

225,2 Meilen (362 km)

 

07.09.

Wir haben Zeit zum Ausschlafen. Erst um Neun wird gefrühstückt und das nicht zu knapp. Schließlich befindet sich noch eine Menge im Kühlschrank und der muss leergeräumt werden. Danach fangen wir auch gleich an aufzuräumen. Die beiden Küchen müssen inventargerecht wieder auseinanderdividiert werden. Aber bei so vielen fleißigen Händen geht das sehr schnell von Statten. Währenddessen läuft der Fernseher und wir kriegen nebenbei mit das unsere Fluggesellschaft streikt. Hoppla! Beim Anruf von der Rezeption, wegen der Flugbestätigung, gibt’s dann wieder Entwarnung.

Zwischen 11 und 13 Uhr tummeln wir uns dann alle in den Straßen von Nenagh, ein jeder nach eigener Plaisier. Hier und da werden noch Mitbringsel besorgt, man trifft sich, schlendert durch die Straßen.

Wieder daheim gibt es erst mal Käse-Schinkennudeln mit Salat. Während sich ein Teil der Mannschaft ans Putzen macht, baut der andere aus den leergetrunkenen Bierdosen (Guinness und Ale) eine stattliche Pyramide auf den Couchtisch. Diese wird von allen Blickwinkeln abgelichtet, bevor die Dosen im Müll verschwinden. Es werden noch eifrig Koffer gepackt bevor wir uns zum Abschlussessen um 19 Uhr im Pub einfinden.

Was wären die Iren ohne ihr Pub?

Auch heute ist es proppevoll. Zum Glück habe wir vorreserviert, sonst hätten wir diesen Abend glatt vergessen können. Beinahe jeder von uns hat kurz darauf ein Steak vor sich auf dem Teller, garniert mit Zwiebeln und Pilzen oder auch Knoblauchbutter, sowie Fritten. Es kommt nur zu einer einzigen Konfusion. Heidi kriegt Meas Steak mit Knoblauchbutter ab. Elly schmeißt anlässlich ihres Geburtstages eine Runde Guinness. Lange bleiben wir aber nach dem Essen nicht sitzen. Irgendwie haben wir den Eindruck, dass unser Tisch auch anderweitig benötigt wird. Also setzen wir uns wieder im Wohnzimmer zusammen um den Aufenthalt hier ausklingen zu lassen.

Klaus-Dieter hat ja wieder einen Kurzbericht über die Reise bei jedem Einzelnen eingefordert. Roland kommt auf humorvolle Weise seiner Aufgabe nach, Ingeborg und Heidi haben jeweils ein Gedicht darüber verfasst und Klaus-Dieter hat sich die größte Mühe gegeben. Saß er doch am Nachmittag ewig über einem Blatt Papier um sein Gebet an die irischen Götter in Oghamschrift zu verfassen.

Da das Frühstück für morgen zu unchristlicher Stunde, nämlich 5 Uhr!!! angesetzt ist, verabschieden wir uns um 23 Uhr voneinander.

12,8 Meilen (20,6 km)

 

08.09.

4.30 Uhr geht der Wecker los. Aufstehen, Betten abziehen, fertig packen! Nicht mal beim Militär könnte alles so passen, wie es jetzt am Morgen läuft. Das Frühstück gestaltet sich zum Stehempfang, da nicht mehr genügend Sitzplätze vorhanden sind. Für jeden werden noch Brote für die Fahrt gemacht. Wer weiß, wann es wieder was zu Essen gibt. Der letzte Rest wird aufgeräumt, was wir nicht mitnehmen können oder wollen lassen wir im Karton für die Putzfrauen stehen. Die Koffer werden verstaut und bereits vor 6 Uhr sind wir unterwegs.

Ein letztes Mal fahren wir die vertrauten Straßen nach Nenagh und von da geht’s auf die N 7. Noch ist es dunkel und auch auf der N 7 ist wenig los. So kommen wir zügig voran. Das gute Wetter hat uns verlassen. Zwischendrin regnet es auch mal heftig. In Naas machen wir einen Schlenker rechts ab von der Schnellstraße um ein letztes Mal zu tanken. Da die Fahrt wider Erwarten problemlos verläuft sind wir bereits 8.40 Uhr am Flughafen. Obwohl es anfangs keine Hinweisschilder für die Rückgabe der Mietwagen gibt, finden wir die Station und ohne Probleme geben wir die Vans ab (113 Meilen = 182 km).

Jetzt heißt es noch zu Fuß zum Flughafengebäude pilgern und schnellstmöglich das Gepäck loswerden. Wir müssen eine Weile laufen, teilweise ist der Flughafen zur Baustelle umfunktioniert. Das Einchecken dauert etwas länger, schließlich kriegen wir auch die Tickets für den Weiterflug von Brüssel. Vom angekündigten SABENA Streik merken wir gar nichts. Danach müssen wir uns noch fast zwei Stunden um die Ohren schlagen. Wir beziehen Quartier am Abflug-Gate und von da als Basislager erkunden wir die Umgebung. Bummeln durch die Shops, teilweise Duty-Free, aber nicht für uns, ist angesagt.

Der Eine oder Andere, besser gesagt die Eine oder Andere wird noch fündig und so werden die letzten Irischen Pfund verplempert.

11.25 Uhr sollten wir einsteigen, aber es gibt Schwierigkeiten und so sind wir erst 12 Uhr an Bord des Airbus A 139 der SABENA Airlines.

11.45 Uhr sollte Abflug sein. 12.15 Uhr rollen wir an und bereits 12.20 Uhr sind wir in der Luft. Wir sind nicht gerade sauer über die Verspätung, denn in Brüssel erwartet uns erneut eine elend lange Wartezeit. 

14.23 (13.23 Irlandzeit) Uhr landen wir. Zwischendurch gab es eine schnelle Brotzeit (Schinken- oder Käsesandwich, dazu ein Ballisto Doppelriegelpack) während des Fluges. Wir zockeln durch den Flughafen und suchen uns eine leere Wartehalle nahe unseres Abflug-Gates aus. Die Müdigkeit macht sich schwer bemerkbar. Einige versuchen unter akrobatischen Verrenkungen eine einigermaßen erträgliche Schlafposition auf den unbequemen Hartschalensitzen einzunehmen. Vergebliche Liebesmüh!

Endlose Wartestunden verbringen wir liegend, herumhängend, shopbesuchend (hinterher „duften“ wir nach allen möglichen Markenparfums aus den Probierflacons) Die umliegenden Shops werden wiederholt aufgesucht, die mitgebrachten Vesperbrote verzehrt und irgendwann begeben wir uns zum C 41 Terminal, steigen in das Flugzeug (gegen 19 Uhr), das uns nach Stuttgart bringen soll.

Nur leider hat es da zwei betrunkene Passagiere, bei denen die Crew sich weigert, sie mitzunehmen. Also muss das Gepäck der beiden herausgesucht werden. Es dauert eine Ewigkeit und so kommt es, dass wir erst 20.15 Uhr abfliegen können. Wir haben eine Pilotin im Cockpit sitzen und sie schafft es sogar pünktlich 21 Uhr in Stuttgart zu landen. Wie sie die vorgegebene Flugzeit von 1 ½ Stunden exakt halbiert ist meisterhaft.

Der Imbiss entwickelt sich zum Schnelldurchgang, die Stewardessen sprinten geradezu um rechtzeitig fertig zu werden.

In Stuttgart bekommt auch jeder sein Gepäck und es heißt Abschied nehmen.

Anneliese und Roland werden von der Enkelin abgeholt und die anderen nehmen die S-Bahn Richtung Hauptbahnhof.

Hier steigt Mea aus, um mit der Bahn weiterzufahren. Leider hat sie erst sehr viel später einen Anschluss und so kommt sie erst mitten in der Nacht daheim an. Die unliebsamen Erlebnisse im Wartesaal könnten einen ganzen Artikel in der Stuttgarter Zeitung füllen, aber schließlich kommt doch jeder wohlbehalten daheim an.

Es waren zwei erlebnisreiche, schöne Wochen die wir alle gemeinsam auf der Grünen Insel verbringen durften!

Und insgesamt haben wir stattliche 2428,6 Meilen (3908 km) auf der „kleinen“ aber feinen Insel zurückgelegt.

 

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© Created 1999-08-10 by Klaus-Dieter Graef, Ludwigsburg, DE. Last modified: 2003-05-17